Anders vorgestellt
Was ich sehe, wenn mir alles zu viel wird

23. März 2025 (Okuli), Kirche Tailfingen
Aus der Reihe: Passionszeit 2025

Gnade mit euch und Friede von Gott, dem Vater, und von Jesus Christus, unserem Herrn.

Aus dem Buch des Propheten Jeremia, aus dem 20. Kapitel.

7 HERR, du hast mich überredet und ich habe mich überreden lassen. Du bist für mich zu stark geworden und hast gewonnen. So bin ich jeden Tag zum Gespött geworden, alle lachen mich aus.  8 Immer wenn ich reden will, schreie ich es heraus. »Gewalt und Zerstörung!« muss ich rufen. Das Wort des HERRN ist mir eine Last geworden. Den ganzen Tag bringt es mir nur Hohn und Spott.  9 Ich fasste für mich den Entschluss: Ich denke einfach nicht mehr an ihn. Nie wieder werde ich in seinem Namen reden. Doch da brannte es in meinem Herzen wie Feuer, eingeschlossen in meinem Inneren. Ich versuchte es auszuhalten, schaffte es aber nicht.  10 Ich hörte das ganze üble Gerede: »Er verbreitet um sich herum nur Schrecken! Zeigt ihn an!« – »Ja, lasst ihn uns anzeigen!« Selbst alle, die mir nahestehen, warten nur, dass ich stürze: »Vielleicht schaffen wir es, ihn vorzuführen. Dann können wir ihn packen und uns rächen.«  11 Doch der HERR ist bei mir. Er beschützt mich wie ein starker Held. Deshalb werden meine Verfolger zu Fall kommen und keinen Erfolg haben. Sie werden sich schämen, weil es ihnen nicht gelingt. Für immer wird ihre Schande unvergessen sein.  (Jeremia 20,7-11a)

Das habe ich mir ganz anders vorgestellt, Herr.

Ich dachte, dein Auftrag wäre leicht. Ich war stolz, dass du mich ausgewählt hast. Ich fühlte mich besonders, weil du zu mir gesprochen hast. Du hast gesagt, ich soll ein Prophet sein. Du hast mir versprochen, bei mir zu sein. Ich dachte, alle würden mir zuhören. Ich dachte, sie würden deine Worte annehmen.

Aber jetzt fühle ich mich überfordert. Alle sind gegen mich. Sie lachen mich aus. Sie wollen deine Botschaft nicht hören. Ich bin müde und erschöpft. Es ist, als wäre ich in einer Falle. Ich kann nicht mehr.

Herr, warum hast du mich ausgewählt? Ich bin doch nur ein einfacher Mensch. Deine Worte brennen in mir. Ich kann sie nicht zurückhalten. Aber die Menschen hören nicht zu. Sie wollen mich klein machen.

Hilf mir, Herr. Zeig mir den Weg. Gib mir Kraft. Lass mich nicht allein.


Das habe ich mir ganz anders vorgestellt, Herr.

Ich dachte, mein Weg wäre einfach. Ich war stolz auf meine Pläne und Ziele. Ich fühlte mich stark und bereit. Ich dachte, ich könnte alles schaffen. Ich dachte, alle würden mich unterstützen.

Aber jetzt fühle ich mich überfordert. Die Herausforderungen sind groß. Alle erwarten viel von mir. Sie verstehen nicht, wie schwer es ist. Ich bin müde und erschöpft. Es ist, als wäre ich in einer Falle. Ich kann nicht mehr.

Herr, warum ist das so schwer? Ich bin doch nur ein Mensch. Meine Aufgaben sind schwer. Ich kann sie nicht alleine tragen. Aber die Menschen sehen das nicht. Sie wollen mich nicht verstehen.

Hilf mir, Herr. Zeig mir den Weg. Gib mir Kraft. Lass mich nicht allein.


Das habe ich mir ganz anders vorgestellt, Herr.

Ich dachte, meine Verantwortung wäre leicht zu tragen. Ich war stolz, dass man mir vertraut. Ich fühlte mich stark und bereit. Ich dachte, ich könnte alles meistern. Ich dachte, alle würden mich unterstützen.

Aber jetzt fühle ich mich überfordert. Die Verantwortung ist groß. Alle verlassen sich auf mich. Sie sehen nicht, wie schwer es ist. Ich bin müde und erschöpft. Es ist, als wäre ich in einer Falle. Ich kann nicht mehr.

Herr, warum ist das so schwer? Ich bin doch nur ein Mensch. Meine Pflichten sind schwer. Ich kann sie nicht alleine tragen. Aber die Menschen sehen das nicht. Sie wollen mich nicht verstehen.

Hilf mir, Herr. Zeig mir den Weg. Gib mir Kraft. Lass mich nicht allein.


Das habe ich mir ganz anders vorgestellt, Herr.

Ich dachte, ich würde dazugehören. Ich war stolz auf meine Überzeugungen. Ich fühlte mich stark und sicher. Ich dachte, die Menschen würden mich verstehen. Ich dachte, sie würden mich unterstützen.

Aber jetzt fühle ich mich isoliert. Der Druck ist groß. Alle erwarten, dass ich mich anpasse. Sie verstehen meine Überzeugungen nicht. Ich bin müde und erschöpft. Es ist, als wäre ich allein. Ich kann nicht mehr.

Herr, warum ist das so schwer? Ich bin doch nur ein Mensch. Der Druck ist zu groß. Ich kann ihn nicht alleine tragen. Aber die Menschen sehen das nicht. Sie wollen mich nicht verstehen.

Hilf mir, Herr. Zeig mir den Weg. Gib mir Kraft. Lass mich nicht allein.


Das habe ich mir ganz anders vorgestellt, Herr.

Ich dachte, mein Glaube wäre stark. Ich war stolz auf meine Überzeugungen. Ich fühlte mich sicher und verbunden. Ich dachte, ich würde immer an dich glauben. Ich dachte, du wärst immer bei mir.

Aber jetzt habe ich Zweifel. Mein Glaube fühlt sich schwach an. Ich frage mich, ob du wirklich da bist. Ich bin müde und erschöpft. Es ist, als wäre ich allein. Ich kann nicht mehr.

Herr, warum ist das so schwer? Ich bin doch nur ein Mensch. Meine Zweifel sind groß. Ich kann sie nicht alleine tragen. Aber ich will an dich glauben. Hilf mir, den Weg zu finden.

Hilf mir, Herr. Zeig mir den Weg. Gib mir Kraft. Lass mich nicht allein.


Oculi mei semper ad Dominum.

Meine Augen sehen stets auf den Herrn.

Das stimmt so ja gar nicht.

Meistens sehe ich alles, nur ihn nicht. Meine Augen sind niedergeschlagen. Meine Augen sind auf Probleme gerichtet. Meine Augen suchen verzweifelt nach Auswegen und Lösungen. Meine Augen sehen nur die Bedrohung. Meine Augen sind müde. Manchmal verschwimmt alles vor meinen Augen. Manchmal scheint alles nur noch dunkel zu sein.

Ich will meine Augen schließen. Dann sehe ich das Elend wenigstens nicht.


Könnte Glauben nicht einfacher sein? Ein Leben, das stets von Freude und Zuversicht geprägt ist, frei von Problemen und Sorgen. Ein Weg, der nur von Sonnenschein und Wohlstand begleitet wird, wo jeder Schritt leichtfüßig und unbeschwert ist. Ein Glaube, der mich mit einer Fülle des Segens überschüttet, ohne jemals Zweifel oder Schwierigkeiten zu kennen. Ein Gott, der mir jeden Wunsch erfüllt und meine Probleme im Handumdrehen löst. Ein Gott, der Krankheiten sofort heilt und mich stets mit bester Gesundheit segnet. Ein Gott, der mir Reichtum und Erfolg schenkt, ohne dass ich dafür arbeiten muss. Ein Gott, der mich vor jeder Unannehmlichkeit bewahrt und immer für einen freien Parkplatz in der ersten Reihe sorgt.

Aber: Nein. Nada. Nix. Niente.

Ich will meine Augen schließen. Dann sehe ich das Elend wenigstens nicht.


Oculi mei semper ad Dominum.

Meine Augen sehen stets auf den Herrn.

Was würde ich denn sehen, wenn ich dort hinschaute?


"Der Herr ist bei mir.", sehe ich. Eigentlich sollte mich das nicht überraschen. Ist das nicht genau das, was du, Herr, mir schon damals gesagt hast. Jung war ich damals. Vielleicht auch ein wenig naiv. Aber meine Grenzen habe ich dir damals schon vorgehalten. "Ach Herr, Herr, ich tauge nicht zum predigen." Widersprochen hast du mir damals. Den Blick geweitet, weil es doch gar nicht auf mich ankommt. Weil du bei mir bist. Weil du es bist, der seine Worte in meinen Mund legt. Weil du es bist, der Auftrag und Ziel in einem ist. Dein Zuspruch, Herr, war das, was mich damals zum Weitergehen bewegte:

Ich kannte dich, ehe ich dich im Mutterleibe bereitete, und sonderte dich aus, ehe du von der Mutter geboren wurdest, und bestellte dich zum Propheten für die Völker. Sage nicht: »Ich bin zu jung«, sondern du sollst gehen, wohin ich dich sende, und predigen alles, was ich dir gebiete. Fürchte dich nicht vor ihnen; denn ich bin bei dir und will dich erretten. ... Siehe, ich lege meine Worte in deinen Mund. (Jer 1,5.7-9 [BB])

Lange ist es her, dass ich diese Worte hörte. Lange genug, dass all das andere Geschrei dein Versprechen übertönte. Ich muss es neu hören. Muss mich erinnern lassen. Muss meine Augen, meine Ohren, mein Herz und meinen Verstand wieder neu ausrichten auf dich, Herr. Du bist ja immer noch derselbe.


"Der Herr ist bei mir." Das habe ich schon einmal gehört. Es war bei meiner Taufe. Damals habe ich das Versprechen erhalten: "Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!" (Jesaja 43,1).

Ich war jung und voller Hoffnung. Ich glaubte fest daran, dass Gott bei mir ist. Dass er mich nie verlässt. Dass er mich durch alle Stürme des Lebens führt. Doch im Laufe der Zeit habe ich dieses Versprechen oft vergessen. Die Sorgen des Alltags, die Herausforderungen und Zweifel haben es übertönt. Ich habe mich gefragt, ob Gott wirklich bei mir ist. Ob er mich wirklich kennt und liebt.

Aber dann erinnere ich mich an die Worte Jesu: "Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende." (Matthäus 28,20). Ich muss mich daran erinnern, dass Gottes Versprechen beständig ist. Dass er mich nie verlässt, auch wenn ich ihn nicht immer spüre. Dass er bei mir ist, in guten wie in schweren Zeiten. Ich muss das neu hören, neu entdecken. Muss mich erinnern lassen. Muss meine Augen, meine Ohren, mein Herz und meinen Verstand wieder neu ausrichten auf dich, Herr. Du bist ja immer noch derselbe.


Oculi mei semper ad Dominum.

Meine Augen sehen stets auf den Herrn.

Was würde ich denn sehen, wenn ich dort hinschaute?


Ich sehe "einen starken Helden." Wunderbar! Genau das, was ich brauche.

Einen Riesen Goliat, der den empörten Schreiern um mich herum das Maul stopft. Bleich sollen sie werden, wenn sie ihn sehen. Die Knie sollen ihnen zittern, wenn er kommt und an meiner Seite steht.

Einen Captain America, der mit seinem unerschütterlichen Sinn für Gerechtigkeit an meiner Seite steht. Er erinnert mich daran, dass es sich lohnt, für das Richtige einzustehen, auch wenn es schwer ist. Mit seinem Schild wehrt er alle Zweifel ab und gibt mir die Kraft, meine Verantwortung zu tragen.

Eine Wonder Woman, die mit ihrer unerschütterlichen Stärke und ihrem Mitgefühl die Mauern der Isolation durchbricht. Sie zeigt mir, dass wahre Stärke darin liegt, zu sich selbst zu stehen, auch wenn die Gesellschaft Druck ausübt. Mit ihrem Lasso der Wahrheit entlarvt sie die Lügen und gibt mir den Mut, meinen eigenen Weg zu gehen.

Einen Spider-Man, der mit seiner unerschütterlichen Entschlossenheit und seinem Sinn für Humor die Dunkelheit meiner Zweifel vertreibt. Er zeigt mir, dass auch in den schwierigsten Zeiten Hoffnung besteht. Mit seinen Netzen fängt er mich auf, wenn ich falle, und gibt mir die Kraft, wieder aufzustehen und weiterzumachen.


Oculi mei semper ad Dominum.

Meine Augen sehen stets auf den Herrn.

Der Held an meiner Seite sieht ganz anders aus. Um ihn drängen sich noch viel mehr, die böse schreien. Er hat Feinde, die ihm wirklich nach dem Leben trachten. Er geht hinauf nach Jerusalem. Die mit ihm gehen, sind bange, was da wohl geschehen wird. Ominöse Andeutungen hat er genug gemacht. Er betet und ringt mit Gott in Schweiß und Tränen. Er wird verhaftet, verspottet, verprügelt, verurteilt. Er taumelt durch Jerusalem, das schwere Kreuz auf den geschundenen Schultern. Er hängt dort, ein Bild der Schande, der Niederlage, ein Gott-verlassenes Elend. Er stirbt dort, schreiend, allein.


Oculi mei semper ad Dominum.

Meine Augen sehen stets auf den Herrn.

Hast du dir das nicht auch anders vorgestellt, Jesus? Als du von Gott erzähltest wie kein anderer. Als Zeichen und Wunder deine göttliche Sendung bestätigten. Als Blinde sehen konnten und Lahme gehen und taube Ohren sich öffneten? Als Gottes Geist sichtbar auf dein Leben herabkam? Als sie dich feierten bei deinem Einzug, wie einen König. Hast du dir das alles nicht anders vorgestellt?

"Vater, lass diesen Kelch an mir vorüber gehen", hast du im Garten gebetet. Jeremias Klage, meine Beschwerden: Sollten das nicht deine Worte sein?


Oculi mei semper ad Dominum.

Meine Augen sehen stets auf den Herrn.

Wenn ich dich ansehe, Jesus -- wenn ich dein Leiden bedenke, von deinen Schmerzen höre, wenn ich dein Abbild hier hängen sehe am Kreuz, da begreife ich plötzlich, wer der Held an meiner Seite wirklich ist.

Dir ist es nicht zuviel geworden. Du hast nicht jammernd aufgegeben. Du hast das alles ertragen, bis zum Ende, ja bis zum Tod. "Für dich", höre ich, wenn wir an deinem Tisch stehen und deine Gäste sind, zu deinem Gedächtnis. "Für dich" höre ich, wenn ich die Zeugnisse der Menschen lese, die dir vertrauend nachgefolgt sind auf diesem herausfordernden Weg. "Für dich", das wird mir "Evangelium", gute Nachricht. "Für mich" hast du das alles getan.

Wenn ich dich ansehe, Jesus -- dann verstehe ich endlich, wie ernst es dir ist mit dem "bei euch alle Tage". Dann sehe ich staunend, dass es keine Schwierigkeit und keine Not, kein Leid und kein Leiden gibt, das davon ausgeklammert ist. Dann weiß ich, du bist wirklich immer da. In allem, was mir begegnet. Auch, wenn ich daran zu verzweifeln drohe. Du lässt mich nicht allein.


Oculi mei semper ad Dominum.

Ich richte meine Augen wieder neu auf dich. Bei mir. Mein starker Held. 

Stärker als deine Liebe geht es gar nicht.

Wo ich auf dich schaue, werden die Stimmen der Schreier leiser. Die bedrohlichen Dinge verschwimmen unscharf hinter der Liebe, die mir in dir entgegen strahlt.

Wo ich auf dich schaue, Jesus, werden die beruflichen Herausforderungen nicht kleiner. Aber die Last auf meinen Schultern fühlt sich leichter an. Deine Liebe gibt mir die Kraft, weiterzumachen, auch wenn der Weg steinig ist. Du zeigst mir, dass ich nicht allein bin in meinen Aufgaben. Du bist bei mir, in jedem Schritt, den ich gehe.

Wo ich auf dich schaue, Jesus, sehe ich, dass meine Verantwortung nicht nur eine Bürde ist, sondern eine Gelegenheit, zu dienen. Deine Liebe erinnert mich daran, dass ich nicht perfekt sein muss, sondern treu. Du gibst mir den Mut, meine Pflichten anzunehmen und sie mit Freude zu erfüllen. Du bist bei mir, in jeder Entscheidung, die ich treffe.

Wo ich auf dich schaue, Jesus, verblassen die Stimmen der Kritiker. Der gesellschaftliche Druck verliert seine Macht über mich. Deine Liebe zeigt mir, dass ich wertvoll bin, so wie ich bin. Du gibst mir die Stärke, zu meinen Überzeugungen zu stehen, auch wenn ich mich allein fühle. Du bist bei mir, in jeder Herausforderung, der ich begegne.

Wo ich auf dich schaue, Jesus, werden meine Zweifel kleiner. Die Dunkelheit weicht dem Licht deiner Liebe. Du erinnerst mich daran, dass mein Glaube nicht auf meinen Gefühlen basiert, sondern auf deiner Treue. Du bist bei mir, in jedem Moment des Zweifels, und gibst mir die Hoffnung, weiterzumachen.


Und deshalb bleibt mir nur eins, im Tosen der Herausforderungen meines Lebens:

Oculi mei semper ad Dominum.

Meine Augen sehen stets auf den Herrn.

Er ist bei mir. 

Er beschützt mich wie ein starker Held. 

Ihn will ich nie aus den Augen verlieren.

Amen.